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Karl Ritter: Atmen|Dobromann|Schattenklänge Ein Abend für drei Kunstwerke
I: Atmen
Energie. Atman und Brahman. Anhalten und Kontrolle. Das geistige Absolute. Die Erkenntnis. Luft
schnappen. Luft holen. Loslassen. "Atmen". Der aktuelle Tonträger vom Lord of the Guitar, Karl Ritter,
kostet die Magie der Stille aus, folgt den unendlichen Weiten leidenschaftlicher Klangspuren, tänzelt
hingebungsvoll im Banne des Alpenmondes, schmeckt atemlos allein zu zweit die Sehnsucht, ergibt
sich in Zeitlosigkeit, oder, wie Guido Tartarotti vom Kurier schrieb: "Zwischen Blues, Jazz und küstlerisch
wertvoller Atonalität lädt Ritter hier zu einer Art Rock 'n' Roll-Meditation." "Atmen" ist Raum. Raum
für Improvisation, Raum dem Unsichtbaren eine Gestalt zu geben, Raum Platz zu lassen. Wer das Innerste
sucht, ist hier richtig. "Atmen" ist Anregung. "Atmen" ist Befreiung vom "Mist, der uns Tag für Tag
Ohren, Augen und Hirn verstopft", letztendlich eine Ode an die Sinnlichkeit.
II: Dobromann
Gegenlicht. Traurig war das Schicksal der Gitarristen in den 1920er Jahren, die kaum mit der Lautstärke
anderer Instrumente mithalten konnten. Eine Gitarre, vollständig aus Metall musste also her! Die Dopyera
Brothers brachten schließlich die erste "Dobro" auf den Markt, der Rest ist Geschichte. Schnelle
Bildergroove. Dobro (kroatisch). Gut (deutsch). Dobromann. Guter Mann. Flash. Schattencowboy. Karl
Ritters "Dobromann" erschien 1995. Erregung. More Guitar. Wahnsinn mit Methode. ME/Sounds über
"Dobromann": "Auf "Dobromann" wird Blues zum Raketentreibsatz für den Flug in Galaxien, wo Musik
Rausch ist, ein immerwährender "Countdown to ecstasy"." Eine Tour de Force ohne Overdubs, die
vorproduzierten Sounds mittels Sampler, DAT und Fußpedal gleichzeitig mit Gitarre und Stimme bedienend.
Wer das Innerste sucht, ist hier richtig. "Dobromann" ist ein Spiel mit Projektionen, fernen und vertraut
fremden Stimmen, Seidenvorhängen, Fernsehcollagen, Stroboskopen [das Stroboskop, also das gemeine
Lichtblitzgerät, seit jeher zuständig für Lichteffekte, wurde im übrigen von einem gewissen Simon Ritter
von Stampfer erfunden; Anm.], schnellen Handbewegungen, Blasmusik. Des is a wirklicher Wahnsinn.
III: Schattenklänge
Cool Jazz. Zurück ins Licht. Hinein in den Schatten. Jeder einzelne Ton muss sich selbst tragen. Wer das
Innerste sucht, ist hier richtig. Vorbei am Mainstream, knallhart reduziert. Wichtig ist nicht nur, was
man hört, auch, was weggelassen wird. Schattenklänge: Das Ideal, cool zu spielen, ohne kalt zu sein.
Unentwirrbar zusammenhängende Gefühle, Lebensanschauung Musik. Der Weg für die Zukunft ist offen
und Karl Ritter an der Gitarre teilt sich den Schatten der Bühne mit Franz Hautzinger (Trompete), Joanna
Lewis (Violine), Herbert Pirker (Schlagzeug), Erich Buchebner (Bass). Willkommen daheim.
Manfred Horak
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