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SOLO DOBROMANN
Eine Gitarre, die leise weint. Ein Mann, der die Gitarre hält wie ein Kind, ihr beruhigend ins Ohr flüstert, ein Wiegenlied singt. Nein, die Gitarre will nicht schlafen.
Sie hustet. Sie spuckt. Sie bäumt sich auf, beginnt zu zucken und plärrt. Der Mann hat alle Hände voll zu tun, er packt zu, ja er schlägt, er trommelt, er drischt. Wieder weint die Gitarre, diesmal weint sie laut.
Karl Ritter schlägt seine Gitarre, weil er alles hören will, was in ihrem Bauch wohnt. Nein, er will es haben. Er will die schönen und die häßlichen Töne besitzen, sie zerlegen, neu zusammenbauen. Beim Blues fängt er an, probiert die Slide-Gitarre, läßt von der Seite fremde, auswärtige Töne in vertraute Klänge eindringen, mischt Licht und Schatten, führt Musiken vor, die wie Monde um den Blues kreisen, zeigt den Schatten, zeigt das Licht, zeigt die Kraft, zeigt die Schwäche seiner Gitarre.
"Dobromann" ist ein gitarrenmäßiges Kraftpaket, solid auf dem Fundament des Blues verschnürt. Dieses Paket läßt sich, wenn notwendig, zum Luftschiff umfunktionieren. Dann nämlich, wenn der Ritter Karl Gitarre aus der Vogelperspektive spielt.
Christian Seiler
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